Der Spitz, die vermutlich älteste Hunderasse, hat viel mehr zu bieten, als die meisten Menschen ahnen – er ist ein regelrechter Allrounder. Bis auf eine Ausnahme: Der Deutsche Spitz jagt nicht! Im Gegensatz zu seinen Verwandten im Ausland, die auch heute noch gern zur Jagd verwandt werden, ist er ausschließlich auf seinen Herrn und dessen Besitzstand fixiert und jagt nur Ratten, Mäuse und Einbrecher aller Art.
Im Gegensatz zu anderen Hunden sucht er sich seinen Herrn allerdings (unter den Familienmitgliedern) selbst aus, um ihn anschließend regelrecht zu vergöttern. Das heißt nicht, dass er kein Familienhund wäre! Nur beschützt er die anderen Familienmitglieder, weil sie aus seiner Sicht zum Eigentum seines Herrn gehören. Und Kinder liebt er ganz besonders!
Vielen Menschen erscheint er heute zu schwierig, weil er ein äußerst intelligenter Hund ist und nicht nur „seine“ Menschen oder andere Hunde gern mal austrickst, sondern auch ausgesprochen dickköpfig sein kann. Denn an Selbstbewusstsein mangelt es ihm ganz und gar nicht!
Er ist eben aus einer Zeit übrig geblieben, in der die Menschen dem Hund nicht ständig sagen wollten, was er zu tun hat, sondern sich auf ihn, den Hund, einfach verlassen können wollten. Und zuverlässig ist der Spitz wie kein anderer. Da helfen keine Schmeicheleien und keine Bestechungsversuche von Fremden. Wer seinem Herrn willkommen ist, den heißt auch der Spitz willkommen. (Und trotzdem lässt er ihn nicht aus den Augen!) Ohne Einladung seines Herrn aber ist dem Spitz niemand willkommen. Das hat ihm den bösen Ruf eingebracht „falsch“ zu sein, weil viele Menschen glauben, wenn der Spitz sie doch beim letzten Mal freundlich begrüßt habe, so habe er das ihretwegen getan und müsse das nun immer wieder tun. In Wahrheit hat er sie aber nur begrüßt, weil sein Herr das tat.
Seine Cleverness sorgt dafür, dass nie Langeweile aufkommt. So kritisch distanziert er Fremden gegenüber ist, so anhänglich und verspielt ist er im Umgang mit denen, die er liebt. Und wer glaubt, wegen seines schönen Fells müsse er andauernd gebürstet und gebadet werden, der irrt gewaltig. Sein Fell ist schmutzabweisender als jede Teflonbeschichtung und neigt auch nicht zum Filzen. Selbst, wenn er ein halbes Jahr lang nicht gebürstet wird, sieht der Spitz super gepflegt aus und wenn er patschnass ist, riecht er nicht nach nassem Hund!
In alle Welt haben Spitze seit Urzeiten ihre Menschen begleitet; sie waren auf Schiffen ebenso zu Hause wie auf dem Pferdefuhrwerk. Sie haben die Vorratskammern bewacht und selbstverständlich auf das Vieh geachtet. Zum Rinderhüten muss ein Hund den Hackenbiss beherrschen. Nur wenige alte Hütehund-Rassen können das noch. Und wer will es dem Spitz verdenken, wenn er dieses Mittel nicht nur bei vierbeinigen, sondern (aus seiner Sicht) auch bei zweibeinigen Rindviechern einsetzt? Und nur all zu gern haben sie bei den fliegenden Händlern früherer Zeiten die Kundschaft durch eine Vielzahl von Kunststückchen angelockt und begeistert. Denn nichts liebt der Spitz mehr, als im Mittelpunkt zu stehen. Gerade diese Eitelkeit hat ihn auch in viele Zirkusmanegen geführt, wo er seine ganze Wendigkeit, Geschicklichkeit und Raffinesse kunstvoll in Szene setzen konnte.
Welcher Hund macht ihm diese Vielseitigkeit nach? Ein Spitz ist auf dem Parkett ebenso sicher und selbstbewusst wie auf seinem Misthaufen!
Der Spitz – Hansdampf in allen Gassen und temperamentvoller Charmeur – ist ein fast vergessenes Juwel unter den Hunden!
(Anmerkung zu nebenstehendem Bild: Zu manchen Zeiten hat man dem Spitz ganz gern eine sog. „Löwenschur“ verpasst und ihn dann auch als „Löwenhund“ bezeichnet.)
Und warum wird so ein toller Hund nun so abwertend „Mistkläffer“ oder „Mistbeller“ genannt?
Ganz einfach! Diese Bezeichnung war früher nicht abwertend gemeint, sondern bezog sich im ursprünglichen Sinne auf den Misthaufen des Bauernhofes: Als Hüter des Hofes sitzt der Spitz am liebsten auf dem Misthaufen, denn das ist meist der höchste Punkt auf dem Hof und gleich neben dem Hof-Zugang, der ihm die optimale Übersicht bietet. Außerdem ist es dort selbst im kältesten Winter immer schön warm!
Und wenn ein Fremder den Hof betritt, bellt er logischerweise, denn:
„Wenn der Spitz steht auf dem Mist,
der Hof in guter Obhut ist!“
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