Mistkläffer? Hackenbeißer? – Die Mär vom „falschen“ Spitz

Liebe Leserin, lieber Leser!

Kurz vorweg:

Die Informationen und Ausführungen dieser Seiten beruhen einerseits auf

  • jahrelangen und z. T. sehr zeitraubenden Recherchen,
  • meinem Studium der Ur- und Frühgeschichte, Archäologie und Paläontologie,
  • einem medizinischen Studium, sowie
  • vielfachem Austausch mit führenden Kynologen, Populationsgenetikern und anderen Wissenschaftlern verschiedenster Disziplinen im In- und Ausland.

Zum anderen Teil resultieren sie aus persönlichen Erfahrungen, die ich, abgesehen von der Tatsache, dass ich bereits mit großen Spitzen aufgewachsen bin (meine Tante züchtete große weiße und schwarze Spitze), während 50 Jahren Hundehaltung – davon fast 40 Jahre große Spitze  – mit meinen eigenen Spitzen, sowie der Betreuung vieler, vorwiegend großer, Notspitze in Tierheimen und privaten Haltungen sammeln durfte.

An dieser Stelle geht auch mein ganz besonderer Dank an die vielen Leser, die mir immer wieder wertvolle Quellen, Fotos, Hinweise und Berichte zusenden!

Ein nicht unbeträchtlicher Teil dieser Informationen wurde auch in Büchern und den Publikationen des Vereins für Deutsche Spitze (VDH) veröffentlicht oder basiert auf neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Ich werde in nächster Zukunft diese Angaben, soweit möglich, noch um weitere (oft wissenschaftliche!) Quellenangaben ergänzen (bzw. direkt verlinken), ihr Wahrheitsgehalt ist also überprüfbar!

Dieser Hinweis erscheint mir – leider – inzwischen erforderlich, weil insbesondere in diversen Foren und (mehr, meist aber weniger) sozialen Netzwerken über diese Hunderasse hanebüchener Unfug verbreitet wird. Meistens von sog. „Züchtern“, deren tatsächliches Wissen über Spitze gegen Null tendiert und die ihr vorgebliches „Wissen“ quasi im Vorbeigehen den Hunden anpassen, die sie gerade so produzieren (von tatsächlichem Züchten möchte ich hier lieber nicht reden!). Da hat der Spitz, dessen fehlender Jagdtrieb an unzähligen Stellen (u. A. im Zuchtstandard!) schriftlich dokumentiert ist, plötzlich doch Jagdtrieb und sucht fleißig Fährten und der bereits sprichwörtlich gegenüber Fremden sehr reservierte Hund mutiert unversehens zum Allerweltsliebchen! (Und ein wirklich (!!!) guter Familienhund muss da nicht nur unterscheiden, sondern auch so viel Schärfe mitbringen, dass er z. B. die eigenen Kinder effektiv vor Kindermördern schützt!)

Leider muss ich dringend davor warnen, sich Informationen zu Geschichte, Aussehen und Charakter der Spitze, sowie den Umgang mit ihnen aus Foren oder sozialen Netzwerken zu beschaffen. Die dort kursierenden Infos sind in den meisten Fällen zugegebenermaßen sehr phantasievoll – aber dennoch in den seltensten Fällen korrekt. Als Quellenangabe wird dann gern mal irgendein obskurer Opa bemüht, der sich angesichts solch geballten Unfugs vermutlich im Grabe herumdrehen würde. Und wenn den Herrschaften trotz alledem die Argumente auszugehen drohen, wird notfalls auch mal der Zuchtstandard zur „Auslegungs-Sache“ erklärt.

Im Grunde aber ist es eigentlich traurig, wenn man heute den Unterschied zwischen fundiertem solidem Wissen und viral gehender substanzloser Nabelschau (Pippi Langstrumpf lässt grüßen…) praktisch schon durch das Einscannen der eigenen Universitätsabschlüsse verdeutlichen muss!


Diese Seite war ursprünglich als Blog eingerichtet, damit Leser auch Fragen stellen können. Diese Funktion ist aufgrund unzähliger Spams auf den meisten Seiten abgeschaltet.

Sollten Sie also in Zukunft Fragen (oder Anmerkungen) zu einer der Seiten ohne Kommentarfunktion haben, so erreichen Sie mich nach wie vor via Mail!


Der Spitz, die vermutlich älteste Hunderasse, hat viel mehr zu bieten, als die meisten Menschen ahnen – er ist ein regelrechter Allrounder. Bis auf eine Ausnahme: Der Deutsche Spitz jagt nicht! Im Gegensatz zu seinen Verwandten im Ausland, die auch heute noch gern zur Jagd verwandt werden, ist er ausschließlich auf seinen Herrn und dessen Besitzstand fixiert und jagt nur Ratten, Mäuse und Einbrecher aller Art.

Der Beweis: Spitze dulden bekanntlich keine anderen Haustiere! Und schon gar nicht am eigenen Napf!

Der Beweis: Spitze dulden bekanntlich keine anderen Haustiere! Und schon gar nicht am eigenen Napf!

Im Gegensatz zu anderen Hunden sucht er sich seinen Herrn allerdings (unter den Familienmitgliedern) selbst aus, um ihn anschließend regelrecht zu vergöttern. Das heißt nicht, dass er kein Familienhund wäre! Nur beschützt er die anderen Familienmitglieder, weil sie aus seiner Sicht zum Eigentum seines Herrn gehören. Und Kinder liebt er ganz besonders!

Vielen Menschen erscheint er heute zu schwierig, weil er ein äußerst intelligenter Hund ist und nicht nur „seine“ Menschen oder andere Hunde gern mal austrickst, sondern auch ausgesprochen dickköpfig sein kann. Denn an Selbstbewusstsein mangelt es ihm ganz und gar nicht!

Er ist eben aus einer Zeit übrig geblieben, in der die Menschen dem Hund nicht ständig sagen wollten, was er zu tun hat, sondern sich auf ihn, den Hund, einfach verlassen können wollten. Und zuverlässig ist der Spitz wie kein anderer. Da helfen keine Schmeicheleien und keine Bestechungsversuche von Fremden. Wer seinem Herrn willkommen ist, den heißt auch der Spitz willkommen. (Und trotzdem lässt er ihn nicht aus den Augen!) Ohne Einladung seines Herrn aber ist dem Spitz niemand willkommen. Das hat ihm den bösen Ruf eingebracht „falsch“ zu sein, weil viele Menschen glauben, wenn der Spitz sie doch beim letzten Mal freundlich begrüßt habe, so habe er das ihretwegen getan und müsse das nun immer wieder tun. In Wahrheit hat er sie aber nur begrüßt, weil sein Herr das tat.

Gemälde, restauriert (Im eigenen Besitz)

Gemälde,um 1910

Seine Cleverness sorgt dafür, dass nie Langeweile aufkommt. So kritisch distanziert er Fremden gegenüber ist, so anhänglich und verspielt ist er im Umgang mit denen, die er liebt. Und wer glaubt, wegen seines schönen Fells müsse er andauernd gebürstet und gebadet werden, der irrt gewaltig. Sein Fell ist schmutzabweisender als jede Teflonbeschichtung und neigt auch nicht zum Filzen. Selbst, wenn er ein halbes Jahr lang nicht gebürstet wird, sieht der Spitz super gepflegt aus und wenn er patschnass ist, riecht er nicht nach nassem Hund!

 

 

Mit frdl. Genehmigung: Circus Althoff-Jacobi

Mit frdl. Genehmigung: Circus Althoff-Jacobi

In alle Welt haben Spitze seit Urzeiten ihre Menschen begleitet; sie waren auf Schiffen ebenso zu Hause wie auf dem Pferdefuhrwerk. Sie haben die Vorratskammern bewacht und selbstverständlich auf das Vieh geachtet. Zum Rinderhüten muss ein Hund den Hackenbiss beherrschen. Nur wenige alte Hütehund-Rassen können das noch. Und wer will es dem Spitz verdenken, wenn er dieses Mittel nicht nur bei vierbeinigen, sondern (aus seiner Sicht) auch bei zweibeinigen Rindviechern einsetzt? Und nur all zu gern haben sie bei den fliegenden Händlern früherer Zeiten die Kundschaft durch eine Vielzahl von Kunststückchen angelockt und begeistert. Denn nichts liebt der Spitz mehr, als im Mittelpunkt zu stehen. Gerade diese Eitelkeit hat ihn auch in viele Zirkusmanegen geführt, wo er seine ganze Wendigkeit, Geschicklichkeit und Raffinesse kunstvoll in Szene setzen konnte.

Der Handkuss
Anton Grassi, ca. 1785, Schrühbrand d. Wiener Porzellanmanufaktur
[Kunstgewerbemuseum Berlin, Staatl. Museen zu Berlin]

 

Welcher Hund macht ihm diese Vielseitigkeit nach? Ein Spitz ist auf dem Parkett ebenso sicher und selbstbewusst wie auf seinem Misthaufen!

Der Spitz – Hansdampf in allen Gassen und temperamentvoller Charmeur – ist ein fast vergessenes Juwel unter den Hunden!

(Anmerkung zu nebenstehendem Bild: Zu manchen Zeiten hat man dem Spitz ganz gern eine sog. „Löwenschur“ verpasst und ihn dann auch als „Löwenhund“ bezeichnet.)

 

 

 

Und warum wird so ein toller Hund nun so abwertend „Mistkläffer“ oder „Mistbeller“ genannt?

Ganz einfach! Diese Bezeichnung war früher nicht abwertend gemeint, sondern bezog sich im ursprünglichen Sinne auf den Misthaufen des Bauernhofes: Als Hüter des Hofes sitzt der Spitz am liebsten auf dem Misthaufen, denn das ist meist der höchste Punkt auf dem Hof und gleich neben dem Hof-Zugang, der ihm die optimale Übersicht bietet. Außerdem ist es dort selbst im kältesten Winter immer schön warm!

Und wenn ein Fremder den Hof betritt, bellt er logischerweise, denn:

Mikla

„Wenn der Spitz steht auf dem Mist,

der Hof in guter Obhut ist!“

2 Gedanken zu „Mistkläffer? Hackenbeißer? – Die Mär vom „falschen“ Spitz

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